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Spiritualität - Modetrend oder persönliche Herausforderung? (2003)

in: Reformiertes Gemeindeblatt Thun, September 2003

Spiritualität ist "in"
Spiritualität war bis vor Kurzem für manche ein Fremdwort. Heute zeigen unzählige Buchtitel und Kursangebote, dass dieser Bereich aus dem Mauerblümchendasein ins öffentliche Interesse gerückt ist. Wenn gar ein Schwerpunktpfarramt für Spiritualität geschaffen wird, lässt dies aufhorchen: Sitzt die Kirchgemeinde Thun-Strättligen hier einem Modetrend auf? oder stellt sie sich damit einer neuen Herausforderung?

Vertiefung des Lebens
Spiritualität umfasst eine ganze Fülle von Möglichkeiten zur Vertiefung des Lebens. Zentral dabei ist die Suche nach der geistigen Dimension alles Lebendigen und nach Erfahrbarkeit der göttlichen Wirklichkeit: Sich einlassen auf die Kraft der Stille, vertiefte Leib- und  Naturerfahrung und ein neuer Zugang zu Ritualen stehen dabei im Vordergrund.

Mehr als "Wellness"
Spiritualität kann als Modeerscheinung in vielfältiger Weise "konsumiert" und deren wohltuende Wirkung erfahren werden. Führt sie jedoch nicht über die Wohlfühlerfahrung hinaus, wird sie fragwürdig. Echte Spiritualität will uns persönlich herausfordern und unser Leben prägen und wandeln.

Erkenne dich selbst
Der bekannte christliche Mystiker Meister Eckhart formuliert prägnant: "Wer kommen will in Gottes Grund muss zuerst kommen in seinen eigenen Grund". Gesunde Spiritualität führt uns auf den Reifungsweg der Selbsterkenntnis und öffnet uns so für eine vertiefte Begegnung mit dem göttlichen Urgrund.

Fruchtbringendes fördern
Spiritualität ist nichts Neues. Sie gehört letztlich zur Kernsubstanz des Christentums, auch wenn im heutigen Boom spiritueller Angebote oft unklar ist, was nun wirklich echte Substanz enthält. Wenn im Frühsommer die Rebenschosse allüberall aus dem Rebstock schiessen, wird sich der Weingärtner vor allem denjenigen Schossen zuwenden, die Ansätze zum Fruchten aufweisen. Sorgsam wird er sie von "Wildwuchs" reinigen und so mithelfen, dass der Saft aus dem Rebstock in künftige Trauben fliessen kann. "Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner", spricht Christus und ergänzt: "Ich bin der Weinstock, ihr die Schosse. Wer in mir bleibt und ich in ihm, trägt reiche Frucht." (Joh. 15,5)
Ich freue mich sehr darauf, ab September in der Such- und Weggemeinschaft der Kirchgemeinde Thun-Strättligen ein Stück Verantwortung für die Vertiefung echter Spiritualität mitten unter uns übernehmen zu dürfen und bin gespannt auf viele neue wertvolle Begegnungen.  

Markus Nägeli

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